Neue Nachbarschaft Moabit

zu Besuch in der Neuen Nachbarschaft Moabit
Taylan Kurt MdA, Jian Omar MdA, Udo Bockemühl und Marina Naprushkina in den Räumen der Neuen Nachbarschaft. ©Bryan Schwabe

Am 7. 3. waren Taylan Kurt, die Kulturpolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende der Grünen BVV-Fraktion in Mitte Lela Sisauri und ich zu Besuch bei der Neuen Nachbarschaft in ihren neuen Räumen in der Beusselstraße 44 in Moabit.

Die Neue Nachbarschaft wurde 2013 von der belarussischen Künstlerin Marina Naprushkina ursprünglich in der Levetzowstr. gegründet, als dort eine der ersten Notunterkünfte für Geflüchtete aufmachte. Bald zogen sie in größere Räume in der Beusselstraße um und wurden weit über Moabit hinaus bekannt. Es geht um das Einleben und soziale Vernetzung, die nach der Ankunft in der Erstunterkunft beginnen. Der Ansatz ist es, einen Raum für ein Miteinander von Familien, Älteren, Jüngeren, Anwohner*innen und neu Ankommenden zu schaffen, in dem Begegnung und Austausch, voneinander Lernen und Kreativität möglich sind. Bis heute werden die “Deutschstammtische”, in denen im gemeinsamen Gespräch Sprachkenntnisse erweitert und vertieft werden, Beziehungen entstehen und Erfahrungen ausgetauscht werden, rege genutzt, es entsteht Kunst, während in einer Ecke musiziert wird, Jugendliche und Erwachsene sich gegenseitig bei den Hausaufgaben helfen oder Nachhilfe geben und wieder andere Gespräche über Politik und die Gesellschaft führen.

Anders als in Hilfsorganisationen, bei denen die einen geben und die anderen Empfänger*innen sind, werden in der Neuen Nachbarschaft Beziehungen auf Augenhöhe gelebt, die die Personen als kreative Subjekte ernst nehmen. Dass hier gemeinsam etwas erschaffen wird, merkt man dem Projekt, das an sieben Tagen in der Woche durch ehrenamtliches Engagement geöffnet ist, an (durch die Pandemie-Situation derzeit auf vier mal in der Woche reduziert).

Seit 2020 hat die Neue Nachbarschaft das Strandbad Tegel gepachtet und dort seit der Sommersaison 2021, die leider noch sehr von der Pandemie geprägt war, eine Zweigstelle aufgemacht. Den Winter über haben Jugendliche unter Anleitung und miteinander die Boote wieder fit gemacht und dabei viel über Holzverarbeitung, Schwimmfähigkeit und Wetterbedingungen gelernt. Auch dieses Jahr wird das Strandbad wieder eröffnen und neben Bootsverleih, Schwimm- und Badespaß Ort für kulturelle Events und Feste sein.

Ein strukturelle Problem ist, dass sie als Geflüchteteninitiative, deren Schwerpunkt auf Kunst liegt und die sich nicht auf eine Zielgruppe festlegt, sondern für Familien, Jugendliche, Kinder und Senior*innen offensteht, nicht in die Schemata der Förderstrukturen passt, die Geflüchtete, Kultur, Familie, Jugend und Senior*innen aus je unterschiedlichen Fördertöpfen fördern. Die Interdisziplinarität, die an vielen Orten gefordert wird, wird hier gelebt. Unser Ziel ist es, sie damit auch endlich von staatlicher Seite zu unterstützen und die Föderstrukturen der Verwaltung an Initiativen wie diese, die von den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen her denken und damit erfolgreich sind, zu denken, anstatt umgekehrt.