Straßenprostitution in der Kurfürstenstraße – Besuch beim Frauentreff Olga

Die Straßenprostitution auf der Kurfürstenstraße ist ein Thema, das viele Menschen in meinem Wahlkreis bewegt. Gestern war ich zu Besuch beim Frauentreff Olga – einer Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen, Trans*frauen und Sexarbeiter:innen.Olga ist eine Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen, Trans*frauen und Sexarbeiter:innen. Die Klient:innen können hier duschen,sich ausruhen, Getränke, Essen und Hygieneartikel erhalten.  Außerdem bieten die Mitarbeitenden medizinische Hilfen sowie niedrigschwellige Drogen- und Sozialberatungen in verschiedenen Sprachen an.

Bereits im September 2021 habe ich der Einrichtung einen Besuch abgestattet. Zu dieser Zeit musste das Hilfsangebot aufgrund der Hygienemaßnahmen stark eingeschränkt werden. Jetzt können sich die Klient:innen auch wieder innen aufwärmen, es gibt einen Aufenthaltsraum, ein Büro für Beratungen und Schlafplätze zum Ausruhen.

Mit der Leiterin der Einrichtung, Lonneke Schmidt-Brink, habe ich über die aktuellen Herausforderungen ihrer Arbeit gesprochen. Ihr zufolge hat sich die Not der Klient:innen seit der Pandemie verstärkt. Etwa 55 Frauen kommen an einem Abend in die Kontaktstelle, vor zwei Jahren seien es nur etwa 36 gewesen. Die Arbeit ist komplex, da viele Klient:innen von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind: häufig  leben sie auf der Straße, sind suchtkrank und durch ihre Arbeit einem hohen Risiko für weitere Krankheiten ausgesetzt. Viele haben keine deutsche Staatsbürgerschaft, wodurch Schwierigkeiten bei der Beantragung von Sozialleistungen entstehen.

Zugleich hat die Gentrifizierung im Kiez dazu geführt, dass sich die Prostitution für viele Sexarbeiter:innen nicht mehr rentiert, weswegen die Frauen an andere Orte abwandern oder ihre Arbeit ins Private verlagern. Dort ist es für den Frauentreff Olga schwieriger, die Betreuung und Unterstützung zu gewährleisten. Auch wenn die Straßenprostitution immer wieder zu Konflikten unter den Anwohner:innen führt, ist die Verdrängung der Sexarbeitenden keine Alternative, da dies nur zu einer weiteren Prekarisierung führt.

Stattdessen braucht es eine Stärkung der Sozialarbeit und mehr niedrigschwellige Angebote wie den Frauentreff Olga, um die Frauen in Not zu unterstützen, sie über ihre Rechte aufzuklären und denjenigen, die aus der Sexarbeit aussteigen wollen, Hilfe anzubieten. Dafür werde ich mich weiterhin einsetzen. Lonneke Schmidt-Brink schlägt auch den Ausbau von öffentlichen Toiletten, weiteren Anlaufstellen und sicheren Notübernachtungsplätzen vor.

Im Gespräch wurden auch noch einmal die Schwierigkeiten von nicht-binären, trans und intersexuellen Klient:innen hervorgehoben. Diese leiden besonders unter Mehrfachdiskriminierungen, vor denen sie leider auch in Behörden und Notunterkünften nicht geschützt sind. Es ist besonders wichtig, Schutzräume zu schaffen, um sie vor weiteren Stigmatisierungen zu schützen.