Anhörung im Integrationsausschuss: Unterbringungs- und Versorgungssituation in der Geflüchtetenunterkunft in Tegel

Vergangene Woche fand auf Antrag der Grünen Fraktion und der Linksfraktion die Anhörung zur Unterbringungs- und Versorgungssituation in Tegel im Integrationsausschuss statt. Aus verschiedenen Perspektiven konnten die Abgeordneten aller Parteien einen Einblick in die Situation in Tegel bekommen. Die Notunterkunft besteht aus Leichtbauhallen ohne Mindeststandard und soll von aktuell ca. 5000 Plätzen auf über 7000 Plätze erweitert werden. Für viele Schutzbedürftigen ist es der erste Ort, an dem sie ankommen. 

Besonders wertvoll waren die Schilderungen von Anzhela Zaitseva, die sieben Monate dort gelebt hat. Weil es uns wichtig war, eine Betroffene sprechen zu lassen, sind wir dankbar, dass sie unserer Einladung gefolgt ist. Sie berichtete eindrücklich von ihrer Unterbringung in beengten Boxen, in denen sie gemeinsam mit neun anderen Personen in schmalen Hochbetten schlief. Privatsphäre gab es kaum, besonders auch deshalb, weil sie gemischtgeschlechtlich untergebracht war. Frauenboxen und Boxen für andere vulnerable Gruppen gibt es nur wenige und es kann nicht garantiert werden, dass Plätze verfügbar sind. 

Sie erzählte auch von einem Mangel an psychischer Versorgung, sodass Menschen teilweise depressiv in ihren Betten liegen, von Kindern, die nicht zur Schule gehen können, von erniedrigenden und unangekündigten Betten- und Taschenkontrollen durch die Security und von katastrophalen hygienischen Zuständen in den Sanitärbereichen. Sie versuchte sich zu beschweren, doch weil die Beschwerdestelle vom LAF finanziert werde, sei damit nicht sachgemäß umgegangen worden.

Ihre Erzählungen wurden von Emily Barnickel vom Flüchtlingsrat Berlin und Anne-Marie Braun von Schöneberg hilft e.V. gestützt. Vor allem die medizinische Versorgung in Tegel steht in der Kritik: Frauen seien nach der Entbindung in die Massenunterkunft und teilweise in geschlechtergemischte Boxen zurückgebracht worden, mehrere Frauen hätten wegen der Bedingungen vor Ort Fehlgeburten erlitten und der Rettungsdienst brauche bis zu 36 Minuten dorthin, was tödlich sein kann.

Ich danke den NGOs für ihr Engagement für das Wohl der Bewoner*innen in der Unterkunft in Tegel! Ihr leistet eine sehr bedeutsame Arbeit.